Tipps für Fernreisen mit Baby
Während andere nach dem Abi nach Australien oder Neuseeland gingen oder während des Studiums ein Auslandssemester in Amerika absolvierten, war ich eigentlich immer zuhause und arbeitete. Große Reisen konnte ich mir nie leisten und so gerne meine Eltern mich sicher unterstützt hätten, war es leider nicht möglich. Ich liebe Europa und habe es dann eben im Rahmen meiner Möglichkeiten viel und gerne bereist, es war jedoch schon immer ein Traum von mir, einmal in meinem Leben den Kontinent zu verlassen und noch etwas ganz anderes zu sehen. Es kam uns daher wie ein Wink des Schicksals vor, dass Cs Cousin für längere Zeit auf die Insel „La Réunion“ zog und uns einlud, ihn dort zu besuchen. Wir wollten gerade buchen – Lockdown. Pandemie. Dann eben nächstes Jahr? Oh. Immernoch Pandemie. Und Hausrenovierung. Und oh, schwanger. Lange haben wir hin und her überlegt, ob wir uns (und mittlerweile vor allem unserem Sohn) eine solche Reise zumuten wollen. Nach vielen Gesprächen und Pro/Kontra-Listen entschieden wir uns schließlich dafür, es zu wagen. Einfach, weil wir uns sonst vermutlich immer gefragt hätten: Was wäre gewesen, wenn. Auch auf die Gefahr hin, dass es eine Vollkatastrophe wird. Aber siehe da, es war keine Katastrophe. Ganz im Gegenteil. Diese Reise war das Beste, was unserer kleinen Familie passieren konnte.
Disclaimer: Wir sind uns sehr bewusst, wie privilegiert wir sind, eine solche Reise gemacht haben zu können. Absoluter Luxus und aus Babyperspektive unnötig. Für uns ein Geschenk, was wir immer in Ehren halten werden. 💚
HINKOMMEN: Zum Zeitpunkt unserer Reise war B genau fünf Monate alt und wurde noch voll gestillt. Vom nächtlichen Durchschlafen waren wir noch weit entfernt, vor allem schlief er zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch ausschließlich mit Körperkontakt. Für mich ist Fliegen aus verschiedenen Gründen ein No-Go, aber auf eine Insel im indischen Ozean kommt man eben nur mit dem Flugzeug, auch wenn sie zu Frankreich gehört… Das war die Ausgangslage. Ich informierte mich so viel ich konnte und hoffte einfach das Beste. Meine Erkenntnisse kurz zusammengefasst:

~Versucht, längere Flüge über Nacht zu machen und eure Abendroutine auch am Flughafen so gut wie möglich durchzuziehen. Bei kürzeren Flügen könnt ihr euer Baby quer auf euren Schoß legen und dort strampeln und spielen lassen.
~Nehmt euer Baby am Flughafen und vor allem zum Boarding in die Trage/ ins Tragetuch. Das gibt euch beiden Sicherheit und Ruhe. Bei der Sicherheitskontrolle müsst ihr euer Baby meist einmal aus der Trage rausnehmen. Plant also genügend Zeit ein und geht durch die Kontrolle, wenn euer Baby gerade wach und zufrieden ist.
~Wenn ihr die Babyschale mit an Board nehmen wollt, müsst ihr einen extra Sitzplatz buchen und voll zahlen. Kinder unter 2 reisen ansonsten auf dem Schoß (der Mutter…) mit und müssen dort auch für Start, Landung und starke Turbulenzen mit einem speziellen Gurt angegurtet werden. Die meisten Flughäfen ermöglichen euch, die Babyschale und einen Buggy bis zum Boarding am Flughafen zu verwenden und dann erst an der Kabinentür abzugeben. So werden diese zuletzt ein- und zuerst wieder ausgeladen. Manchmal ist das jedoch aus technischen Gründen nicht möglich.
~Bei Nachtflügen könnt ihr vorab ein Bassinet (eine Art klappbares Babybett, das an der Wand angebracht wird) telefonisch bei der Airline buchen. Selbst wenn euer Baby, so wie unseres, nicht darin schläft, lohnt es sich trotzdem, eines zu buchen. Erstens sitzt ihr dann fast immer vorne und habt damit tendenziell etwas mehr Beinfreiheit und zweitens könnt ihr euer Baby dann auch wenn es wach ist, dorthin ablegen, strampeln und spielen lassen und könnt in Ruhe euer Abendessen oder Frühstück essen.
~Bei Start und Landung kann es beim Druckausgleich helfen, euer Baby an irgendetwas nuckeln zu lassen – Brust, Flasche, Finger, Spielzeug,…
~Wenn irgendwie möglich versucht, dass euer Baby, vor allem, wenn es sich von Sinneseindrücken schnell ablenken lässt, VOR Start und Landung zur Ruhe kommt oder vielleicht sogar schon schläft. Zu Beginn gibt es viele Durchsagen und Gewusel der Cabin Crew, die euer Baby sonst immer erschrecken. Tragen oder zumindest enger Körperkontakt hilft!
~Im Flieger kann es sehr kalt und zugig werden. Wolle-Seide-Sachen und ein Mützchen verhindern, dass sich euer Baby verkühlt und helfen auch für den Temperaturausgleich zwischen Abflughafen und Zielort.
~Je entspannter ihr seid und je besser es euch gelingt, im normalen Rhythmus eures Babys zu bleiben, desto ruhiger kann auch euer Baby sein. Für Fliegermuffel wie mich ist es hilfreich, die Abläufe ein paar Mal mental durchzuspielen, damit ihr zumindest theoretisch wisst, was auf euch zukommt.

ÜBERNACHTEN: Wir hatten wieder das Glück, dass wir privat unterkommen konnten und dort ein Doppelbett hatten, das wir einfach an die Wand schieben konnten. Wir haben in der neuen Umgebung einfach darauf geachtet, unsere Abendroutine auch dort durchzuziehen. Und drei Stunden Zeitverschiebung bedeuteten für uns lediglich, dass B statt um 18:30 Uhr um 21 Uhr müde und statt um 06:00 Uhr eben um 08:30 Uhr wach wurde. Zuhause ist er dann ziemlich gleich wieder in seine übliche Zeit gerutscht, weil sich für ihn nichts geändert hatte. Unser persönliches Highlight war, dass es aufgrund der hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit sogar B zu warm war, mit Körperkontakt zu schlafen. Was zuhause nahezu undenkbar schien, hat er im Urlaub bewältigt und sich dann sogar als Urlaubsmitbringel mit nach Hause genommen…

MACHEN: Selbstverständlich reist man mit Baby anders, aber das muss daher nicht schlechter sein. Fast alle unsere geplanten Tagesausflüge konnten wir dank Mietauto auch mit Baby machen, lediglich auf die 4-stündige Lavatunnel-Tour mussten wir verzichten und die Vulkanwanderung wegen der dünnen Höhenluft deutlich abkürzen. B machte zum Zeitpunkt unserer Reise 3-4 halbstündige Tagschläfchen, gelegentlich auch etwas länger. Meistens nutzten wir diese Schlafzeiten, um Strecke zu machen und von A nach B zu kommen. An den Zielen angekommen nahmen wir uns dann viel Zeit, damit er sein Bewegungsbedürfnis befriedigen konnte und nicht nur im Autositz oder in der Trage sein musste.

TIPPS FÜR DIE SOMMERREISE MIT BABY: ~In der Mittagshitze waren wir grundsätzlich entweder im klimatisierten Auto, zuhause oder draußen im Schatten. Ansonsten trug er eine Mütze mit Nackenschutz, eine Sonnenbrille und lange, aber leichte Baumwollkleidung oder UV-Schutzkleidung.
~Im ersten Lebensjahr soll man den Kindern idealerweise nichts ins Gesicht schmieren. Wir entschieden uns trotzdem dazu, wenn wir ihn sonst nicht schützen konnten, gelegentlich das Gesicht, die Hände und Füße mit einem mineralischen Sonnenschutz einzucremen.
~Wir hatten unsere Backup-Babyschale von Safety first mit dabei, weil wir nicht wussten, ob wir von der Autovermietung eine passende Schale bekommen würden. Unseren Maxicosi wollten wir aber auch nicht mitnehmen, falls er beim Transport beschädigt worden wäre. So waren wir auch im Urlaub sicher unterwegs.
~Unseren Kinderwagen konnten wir aufgrund der Maße leider nicht mitnehmen, wollten aber nicht nur auf Trage und Tragetuch angewiesen sein und liehen uns daher den Buggy meiner Schwester aus, den wir glücklicherweise auch ganz flach stellen und mit einem Sonnensegel abdecken konnten, so dass B darin auch gut liegen und schlafen konnte. Wir haben aber immer darauf geachtet, dass er trotzdem gut belüftet wird und sich darin nicht die Hitze staut. Für uns hat das hervorragend geklappt.
~Wir hatten vorsichtshalber ein Moskitonetz gekauft, stellten aber vor Ort fest, dass es gar nicht so schlimm wurde, weil die Moskitos nachts entweder von den freundlichen Geckos im Zimmer gefressen wurden oder lieber mich als B stachen. Wäre es schlimmer geworden, hätte ich Bs Kleidung und das Moskitonetz mit der Kinder-Version von Anti-Brumm eingesprüht und dann kurz auslüften lassen, damit das Mittel keinen direkten Hautkontakt hat. Diesen Tipp hatte ich in der Apotheke bekommen.
~C spricht fließend und ich ausreichend gut französisch, und vor allem waren unsere Gastgeber mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut, sodass ich mir keine Sorgen um die kindermedizinische Versorgung vor Ort machen musste. Trotzdem hatten wir natürlich eine Auslandsreisekramkenversicherung für uns alle drei, eine umfangreiche Reiseapotheke und auch unseren Kinderarzt informiert.

Unser Urlaub war für uns wunderschön. Nicht nur, weil ich mir diesen Traum erfüllen konnte, sondern vor allem auch, weil wir eine richtig schöne Familienzeit verleben und B und C ihre Beziehung vertiefen konnten. Ich würde allen Eltern, die so wie wir leider keine gemeinsame Elternzeit nehmen können, wenigstens zwei Wochen Urlaub empfehlen. Euer Baby ist in der Regel glücklich, so lange ihr in der Nähe seid und es gut versorgen könnt. Aber für euch als Eltern kann ein Tapetenwechsel Wunder bewirken. Für uns war es definitiv die richtige Entscheidung und ich bin sehr, sehr dankbar, dass wir diese Möglichkeit hatten und uns getraut haben, sie auch wahrzunehmen.